Die Planung für Ihren Einstieg ins Marketing ist erledigt, Sie haben Ihre Ziele und Zielgruppe definiert, Ihre Wettbewerber analysiert und Ihre Leitidee und Strategie entwickelt? Herzlichen Glückwunsch, dann geht es jetzt an die Umsetzung. Aber womit starten? Ein Geheimrezept für den perfekten Marketingmix gibt es nicht, vieles hängt von Ihrer individuellen Strategie ab. Dennoch gibt es Maßnahmen, die sich für Kleinbrenner mehr eignen als andere – bei denen man viel selbst machen und mit kleinem Aufwand große Effekte erzielen kann.
1. Design: auf den ersten Blick überzeugen
Der erste Eindruck zählt. Das gilt auch für Spirituosen. Der Schlüssel zu Ihrer Zielgruppe liegt daher im Erscheinungsbild Ihrer Produkte. Design kann von einem neuen Logo, über edle Etiketten und Flyer bis hin zu eigenen Schriften und Farben einiges umfassen. Im Idealfall gestaltet ein Grafikdesigner alles einheitlich und in Einklang mit Ihrer Strategie. In jedem Fall empfehlen wir: Für den Anfang tun es wenige, aber dafür gut abgestimmte Elemente.
Ihr Design ist das erste, mit dem potenzielle Kunden in Kontakt kommen. Sparen? Oftmals gut. Aber nicht an dieser Stelle. Unser Tipp: Lassen Sie sich von Ihrem Umfeld – und dessen Meinung – inspirieren. Fragen Sie im Freundeskreis, welche Assoziationen Ihr aktuelles Logo weckt, gehen Sie mit Ihren Flaschen auf die Straße und fragen Sie Kunden und Besucher, wie Ihre Flaschen wirken. Und: Trauen Sie sich, neue Wege zu gehen. Ändern Sie zum Beispiel Ihre Flaschenform oder wählen Sie eine Farbkombination, die untypisch ist.
Am Beispiel:
Sabine hat sich für den Start für zwei Basis-Elemente entschieden: ein modernes Etikett für ihren Gin und einen sechsseitigen Infoflyer. Für die Gestaltung, Fotos und Texte musste sie zwar etwas Geld in die Hand nehmen: Ihr Gin fällt nun aber direkt ins Auge, wirkt hochwertig und jung. Mit dem Flyer hat sie eine „Visitenkarte“, die sie potenziellen Verbrauchern und Händlern in die Hand drücken kann.
2. Events: emotionale Erlebnisse schaffen
Der erste Besuch einer Destillerie, für Viele ein unvergessliches Erlebnis. Die neugewonnen Fans schlendern im Anschluss durch den Shop auf der Suche nach einem Souvenir, teilen ihre Fotos bei Instagram, erzählen Freunden, was sie gelernt haben – und behalten die Brennerei für lange Zeit in Erinnerung. Events sind ein Muss, um mit Kunden in persönlichen Kontakt zu kommen, sie Ihre Spirituosen probieren zu lassen, damit emotional anzusprechen – und sie so für lange Zeit an Ihre Brennerei zu binden. Dabei müssen Sie kein großes Influencer-Event organisieren oder Unsummen für den Stand auf einer Spirituosen-Messe zahlen. Kleine Veranstaltungen vor Ort und die Teilnahme an Festen in Ihrer Region bringen bereits Erfolge – und ihre Destillerie ins Gespräch. Unser Tipp: Denken Sie ungewöhnlich und überlegen Sie, auf welchen branchenfremden Veranstaltungen Sie Ihre Zielgruppe antreffen. Ein Markt für nachhaltige Produkte vielleicht? Eine Messe für Naturliebhaber oder Reiselustige? Dort sind Sie nicht eine unter dutzenden Brennereien und ziehen dementsprechend mehr Aufmerksamkeit auf sich.
Am Beispiel:
Zum Start ihres Gins hat Sabine zum Tag der offenen Tür eingeladen und dafür auf einem Markt in der Region Werbung gemacht – samt Rabattgutscheinen für den Einkauf beim Event vor Ort. Sie hat regionale Medien informiert und in Cafés und beim Tourismusbüro Postkarten ausgelegt. Vor Ort gab es Spirituosen zum Probieren, ein Gewinnspiel und die Option, sich für ihren Newsletter anzumelden. Nach Anmeldung können Besuchergruppen auch sonst auf Sabines Hof kommen. Wenn sie Zeit hat, führt sie die Interessierten selbst durch ihren Betrieb. Wenn sie nicht da ist, übernimmt eine Aushilfe die Führungen.
3. Klassische Werbung: Kunden in der Region ansprechen
Muss ich jetzt auch Werbung in großen Zeitschriften machen? Keine Sorge, den eigenen Fernsehspot empfehlen wir Ihnen nicht. Die Kosten sind zu hoch, es lohnt sich für Sie nicht: Ihre Zielgruppe ist so klein, dass ein Großteil der erreichten Menschen für Sie gar nicht interessant wäre. Was sich hingegen lohnen kann, ist regionale Werbung. Der Vorteil: Sie erreichen potenzielle Kunden in Ihrer unmittelbaren Umgebung zu einem günstigen Preis. Eine zehn Sekunden lange Sendezeit in der Morgensendung eines Augsburger Radiosenders kostet beispielsweise 120 Euro.
Am Beispiel:
„Lernen Sie uns kennen, kommen Sie vorbei!“ Seit kurzem hört man Sabine regelmäßig in einem lokalen Radiosender ihrer Heimatregion. Sie kooperiert zudem mit einigen Cafés und Läden im Ort, die gegen die ein oder andere Flasche Gin ihre Flyer auslegen. Und sie überlegt aktuell, eine der Plakatflächen am Ortseingang der nächstgrößten Stadt zu mieten – zum Ausprobieren erstmal nur für ein paar Wochen.
4. Pressearbeit: Aufmerksamkeit wecken
Klar, in den richtigen Medien bringen Artikel über Ihre Brennerei große und wertvolle Aufmerksamkeit. Doch erfordert Pressearbeit Zeit, Geld – und Kontakte in die Medienwelt. Anders gesagt: Haben Sie kein schlechtes Gewissen, wenn Sie die Pressearbeit erstmal zurückstellen. Was nicht bedeutet, dass Sie gänzlich darauf verzichten sollten: Schicken Sie beispielsweise Einladungen zu Ihren Events einfach auch an Medien in Ihrer Region.
Am Beispiel:
Sabine hat sich bisher noch nicht im Detail mit dem Thema Pressearbeit beschäftigt. Zu ihrem Tag der offenen Tür waren zwei Regionalzeitungen da und sie hat sich durch ihre Aktionen mit dem lokalen Radiosender bereits gute Kontakte aufgebaut. Und legt somit den Grundstein für einen späteren Ausbau der Pressearbeit.
5. Online: mit kleinen Mitteln viel erreichen
Mach doch mal was online! Sie haben diesen Tipp schon tausendmal gehört? Gut! Denn er ist richtig. Der Grund: Zielgruppenübergreifend spielt sich heutzutage vieles im WWW ab, die Kunden tummeln sich förmlich und Sie können einiges selbst machen – schon mit kleinen Mitteln. Kundeninteraktion bei Facebook und Instagram, Ihre Webseite als ästhetisches Aushängeschild und Suchergebnis bei Google sind ein Muss. Bei allem gilt: Wer seine Produkte zu hohen Preisen verkaufen möchte, muss auch hochwertig auftreten. Das erreichen Sie unter anderem durch stimmungsvolle Bilder, berührende Texte und ein einheitliches Äußeres. Was Sie darüber hinaus beachten müssen, wie man die ersten Schritte geht, ob ein Online-Shop Sinn ergibt und sich die Mühe für Blog und Newsletter lohnt? Das lesen Sie im nächsten Teil unserer Reihe „Marketing für Kleinbrenner“.
Starthilfe benötigt?
Alles schön und gut, aber wo fange ich jetzt an? Und woher nehme ich die Zeit? Wenn Sie noch Fragen haben, Unterstützung bei Ihrem Einstieg ins Marketing brauchen oder einfach nur mal Ihre bisherigen Überlegungen durchsprechen wollen – melden Sie sich bei uns. Verschiedene Unterstützungsangebote finden Sie auch auf unserer Seite für Kleinbrenner. Schauen Sie vorbei, wir freuen uns auf Ihre Nachricht!
Dies ist ein Ausschnitt aus dem Artikel „So starten Sie in die Direktvermarktung“, erschienen in der Kleinbrennerei (Ausgabe 01/2019).